Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) by Hodder Mark

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) by Hodder Mark

Autor:Hodder, Mark [Hodder, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2014-03-12T23:00:00+00:00


Nach Kazeh

Omne solum forti patria.

(Jedes Fleckchen Land ist für den Tapferen eine Heimat.)

SIR RICHARD FRANCIS BURTONS MOTTO

Der Lärm der Exerzierplatzglocke erklang, und Stimmen brüllten: »Aufwachen! Aufwachen!«

In Baracke 5, Block B von Stammlager IV in Ugogi erhoben sich Sir Richard Francis Burton und seine Mitgefangenen erschöpft von ihren Pritschen, zogen lustlos ihre grauen Uniformen an und stolperten hinaus auf den staubigen Exerzierplatz, der in der Nachmittagshitze glühte.

Sie gehorchten gebrüllten Befehlen und ordneten sich in drei nach vorne ausgerichteten Reihen, wobei ihnen das Gleißen des weißen Himmels in die Augen stach und sie blinzeln ließ.

»Was ist denn jetzt?«, murrte der Mann rechts von Burton. »Die können uns doch nicht schon wieder zum Pass zurückschicken.«

»Die schinden uns zu Tode, solange sie ihre gottverdammte Straße gebaut bekommen«, raunte ein anderer.

Sie meinten damit die Schneise, die von den Gefangenen durch die Usagara-Berge geschlagen wurde. Ursprünglich waren Burton und seine Gefährten im Stammlager III in der Nähe von Zungomero auf der anderen Seite der Gebirgskette interniert gewesen. Von dort waren sie jeden Tag aneinandergekettet hinausgeführt worden, um an der Straße zu arbeiten. Als sie vor drei Wochen die Hälfte der Strecke erreicht hatten, waren sie in dieses neue Kriegsgefangenenlager in Ugogi verlegt worden, wohin sie marschieren mussten, um die zweite Hälfte der Strecke in Angriff zu nehmen.

Von seinem Platz in der Mitte der zweiten Reihe schaute Burton zu den Wachtürmen hinauf. Die Hybridmenschen, die dort postiert waren und ihre Samenschoten auf die Gefangenen gerichtet hielten, wirkten wachsamer als sonst.

Linkerhand schlossen sich die Tore in dem hohen Stacheldrahtzaun, der das Lager umgab. Eine große Pflanze kam auf den Exerzierplatz, blieb stehen und kauerte sich auf ihre Wurzeln nieder. Eine Gruppe deutscher Offiziere stieg aus dem Fahrzeug.

»Hol mich der Teufel!«, stieß ein Mann hervor. »Das ist Lettow-Vorbeck!«

»Welcher?«, fragte Burton.

»Der kleine Bursche mit dem breitkrempigen Hut. Was will er hier, in drei Teufels Namen?«

Burton beobachtete, wie der Deutsche mit einem Offiziersstöckchen unter dem rechten Arm und einem ledernen Aktenkoffer in der Linken von Oberstleutnant Maximilian Metzger in Empfang genommen wurde, dem Lagerkommandanten. Sie unterhielten sich ein paar Minuten, dann marschierten sie zu den aufgereihten Gefangenen und schritten den vordersten Rang von einem Ende zum anderen ab. Dabei bedachten sie jeden Mann mit einem flüchtigen Blick. Als sie das Ende der ersten Reihe erreichten, wiederholten sie den Vorgang in der zweiten.

Auf Burtons Höhe hielten sie an. »Hier, Herr Generalmajor«, sagte Metzger. »Hier ist der gesuchte Mann!«

Lettow-Vorbeck musterte Burtons Gesicht, zog eine Fotografie aus der Tasche, betrachtete sie und nickte.

»Sehr gut! Bringen Sie ihn her!«

Metzger gab zwei Rhinozeroswachen ein Zeichen. Sie stapften herbei, packten Burton an den Ellbogen und zerrten ihn aus der Reihe. Er wurde über den Exerzierplatz geschleift, ins Büro des Kommandanten gezerrt und auf einen Stuhl vor einem wuchtigen Schreibtisch gedrückt. Dann nahmen die Wachen zu beiden Seiten des Tisches Aufstellung und standen stramm.

Lettow-Vorbeck trat ein und befahl barsch: »Lasst uns allein!«

Die Wachen schlugen die Hacken zusammen und polterten mit schweren Schritten hinaus.

An der Decke drehte sich ein federbetriebener Ventilator. Burton legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und ließ die Luft über sein Gesicht wehen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.